Triethanolamin
Triethanolamin ist eine Verbindung mit der Summenformel C6H15NO3. Weitere Bezeichnungen sind Sterolamid, Trolamin und TEA. Die Substanz findet in der Kosmetikindustrie als basische Komponente eine Anwendung und hat als Ausgangsstoff für chemische Waffen des ersten Weltkriegs auch eine historische und politische Bedeutung.
Inhalt
Herstellung
Triethanolamin ist eine Verbindung, die nicht über den Abbau von Rohstoffen gewonnen werden kann. Triethanolamin oder TEA muss deswegen labortechnisch als ein Produkt der Ammonolyse von Ethylenoxid hergestellt werden.
Eigenschaften
Triethanolamin ist eine flüssige Substanz mit farbloser bis hellgelblicher Farbe. Die Konsistenz ist viskos, also zähflüssig.Triethanolamin hat einen leicht fischigen Geruch. An offener Luft verfärbt sich die Verbindung sehr schnell ins Dunkle. Die Substanz hat hygroskopische Eigenschaften, nimmt also Luftfeuchtigkeit, Wasserdampf und andere Feuchtigkeitsquellen auf.
Verwendung
Triethanolamin kommt in zahlreichen industriellen Produktionsverfahren zum Einsatz. In der Kosmetikindustrie findet Triethanolamin aufgrund der basischen Eigenschaften und der Reaktionsfreudigkeit mit Fettsäuren eine häufige Verwendung. Die Substanz wird für die Herstellung von Wimperntuschen, Seifen und Cremes eingesetzt. Triethanolamin kann auch als Weichmacher verwendet werden und wird aus diesem Grund bei vielen Produktionsverfahren der Lederindustrie genutzt. Im pharmazeutischen Bereich wurde die Substanz früher als Hilfsstoff für Stearatcremes und zur Verdickung von Carbomergelen verwendet. Aufgrund der kanzerogenen Eigenschaften der hieraus entstehenden Nitrosamine darf TEA in Arzneimittelrezepturen jedoch nicht mehr verwendet werden.
Es kommen viele weitere Anwendungsmöglichkeiten in Betracht: TEA kann als wasserlösliches Herbizid, zur Holographie, bei der Ammoniak-Synthese als Katalysatorenentgifter und als Mahlhilfsmittel zur Herstellung von Zement verwendet werden. Triethanolamin Hydrochlorid bietet sich auch als Puffer (englisch buffer) für diverse chemische Reaktionen an.
Mit Hilfe von Triethanolamin kann auch die Stickstoffdioxidbelastung in der Außenluft gemessen werden. Hierzu wird die Flüssigkeit in einem Passivsammler mit dem Stickstoffdioxid der Außenluft zur Reaktion gebracht. Als Produkt der Reaktion entsteht Nitrit, welches in weiteren Analyseverfahren verwendet werden kann. Analyseverfahren wie die Ionenchromatografie oder die Kolorimetrie können durch das gewonnene Nitrit aussagekräftige Ergebnisse über die Luftqualität liefern.
Neben den zahlreichen nützlichen Anwendungsmöglichkeiten für Triethanolamin hat die Substanz aber auch eine schlechte Seite: TEA wurde im ersten Weltkrieg als Ausgangsstoff zur Synthese von HN-3 verwendet. HN-3 ist ein Stickstofflost, dass im ersten Weltkrieg als chemische Waffe verwendet wurde. TEA hat also neben der vielfältigen Anwendung in aktuellen industriellen Produktionsverfahren auch eine historische und politische Bedeutung.
Allgemeines | |
Name | Triethanolamin |
Andere Namen |
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Verhältnisformel | C6H15NO3 |
CAS-Nummer | 102-71-6 |
Kurzbeschreibung | viskose, hygroskopische, farblose bis gelbliche Flüssigkeit |
Eigenschaften | |
Molare Masse | 149,19 g·mol−1 |
Aggregatzustand | flüssig |
Dichte | 1,13 g·cm−3 |
Schmelzpunkt | 21 °C |
Siedepunkt | 360 °C |
Dampfdruck | <0,01 hPa (20 °C) |
Löslichkeit |
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Triethanolamin kaufen
Triethanolamin kann trotz der Verwendungsmöglichkeit zur Herstellung von Stickstofflosten und der nachgewiesenen Eigenschaft zellschädigende und kanzerogene Nitrosamine zu bilden, unproblematisch bei einschlägigen Shopping-Portalen erworben werden. Es wird als Mittel zur Pflege der Haut und als Buffer zur Regulation von pH-Werten verkauft.
Sicherheitshinweise und Risiken
Triethanolamin ist keine ungefährliche Substanz. In Kombination mit anderen synthetischen Konservierungsstoffen können sich durch das Triethanolamin diverse Nitrosamine ausbilden. Probleme bereitet jedoch weiterhin die Herstellung von überzeugender Mascara (Wimperntusche) ohne Triethanolamin. Da die Verbindung federleicht ist, eignet sie sich besonders gut für die Einfärbung der einzelnen Wimpernhärchen. Die dunkle Einfärbung von Triethanolamin durch den Kontakt mit Sauerstoff macht die Substanz als Komponente von Mascara zusätzlich attraktiv.
Ein Verzicht auf Kosmetikprodukte die TEA beinhalten, wird empfohlen. Leider muss Triethanolamin als Inhaltsstoff nicht explizit ausgeschildert werden und kann sich hinter vielen weiteren chemischen Kürzeln verbergen. 2NN-Nitrilotriethanol, 2-Aminoethanol, Tricolamin, Tromethanin, Trolamin, Nitrilo-2,2N, 2NNTriethanol und Triaethanolamin-NG sind nur einige Variationsmöglichkeiten, die zur Verschleierung der gefährlichen Komponente angegeben werden können. Vorgeschriebene Bezeichnungen der INCI müssen nicht zwangsläufig verwendet werden. Für Menschen mit Triethanolamin-Allergie stellt die undurchsichtige Deklarierung ein großes Problem dar. Hier empfiehlt sich ein kompletter Verzicht auf herkömmliche Kosmetika.
Kosmetikprodukte aus der Bio-Branche dürfen generell nicht mit Triethanolamin versetzt werden.
Triethanolamin wurde im ersten Weltkrieg für die Herstellung von HN-3 verwendet. HN-3 ist die Summenformel für Trichlormethan bzw. Chloroform. Es handelt sich um ein Stickstofflost, das Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich als Narkosemittel zum Einsatz kam. Im ersten Weltkrieg erlangte HN-3 aber neben zahlreichen anderen Losten eine traurige Berühmtheit.
Triethanolamin hat darum eine historische als auch aktuelle politische Bedeutung im Rahmen diverser Chemiewaffenkonventionen und Ausfuhrreglementierungen. Eine Produktionsmenge von Triethanolamin, die jährlich dreißig Tonnen überschreitet, ist meldepflichtig. Weiterhin steht die Substanz in Liste 3 der Chemiewaffenkonventionen und darf an Länder, die diese nicht ratifiziert haben, nicht ausgeliefert werden.